Weihnachtsbrief 2022 von Präsidentin Rosa Karcher

Möge jeder Tag dir strahlende, warme Stunden bringen.“
Irischer Segenswunsch
Dezember 2022

Liebe LandFrauen,
endlich dürfen wir die Advents- und Weihnachtszeit wieder unbeschwert genießen. Nach zwei langen Jahren Pandemie ist die Erleichterung und Freude darüber überall zu spüren. Auch ich freue mich nach den Einschränkungen der letzten Jahre auf all das, was es wieder an Schönem gibt.
In den Ortsvereinen finden wieder heimelige und fröhliche Weihnachtsfeiern statt. Das persönliche Zusammenkommen und die wärmende Atmosphäre in der LandFrauengemeinschaft haben wieder einen ganz besonderen Wert bekommen. Das ist wohltuend und kostbar.
Weihnachten ist das Fest der Liebe, des Friedens, der Hoffnung und der Zuversicht. Diese Zuversicht braucht es gerade in den derzeit turbulenten Zeiten. Niemand hätte sich zu Beginn des Jahres einen russischen Invasionskrieg gegen die Ukraine vorstellen können – mit all seinen Folgen. Neue Themen treten in den Mittelpunkt, wie Ernährungssicherheit, explodierende Energiepreise und Inflation. Wir erleben, wie stark wir global vernetzt und wie verwundbar wir dadurch sind. Wir erkennen, wie wichtig es ist, wieder weit mehr in regionalen Wirtschaftskreisläufen zu denken. Laut Experten zeichnet sich
für Ende des Jahres eine wachsende Zuversicht ab, da momentan wirtschaftlich manches besser läuft als ursprünglich erwartet. Das ist immerhin schon ein kleiner Lichtstrahl am Weihnachtshimmel.
Etliche bunte und leuchtende Lichtstrahlen gab es während des Jahres bei den Verbandsaktivitäten

Mit Beginn der warmen Jahreszeit war es endlich so weit: Das LandFrauenleben konnte wieder volle Fahrt aufnehmen. Ein besonderes Highlight war unser Sommertreffen auf der
Landesgartenschau in Neuenburg. Unsere Erwartungen wurden bei weitem übertroffen. 1200 LandFrauen haben sich auf den Weg gemacht, um bei strahlendem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen den Tag gemeinsam zu genießen: Es war schön zu erleben, wie die südbadische LandFrauengemeinschaft wieder aufblühte!


Das Motto „Lust auf Zukunft 4.0 – wir blühen auf“ haben sich viele Vereine zu eigen gemacht und Veranstaltungen und BezirkslandFrauentage umgesetzt. Dieses Motto hat ein sehr positives Echo bewirkt und wird uns auch 2023 weiter begleiten.


Danken möchte ich allen LandFrauen, die jetzt wieder mit viel Elan, ideenreich, begeistert und kreativ Aktionen und Bildungsprogramme organisieren und damit attraktive Angebote schaffen – das WirGefühl stärken und viele Entfaltungsmöglichkeiten für Frauen in ganz unterschiedlichen Bereichen fördern. Ich bin sehr dankbar, ein Teil dieser tollen Gemeinschaft zu sein, die gemeinsam viel bewegt.


Im Herbst startete die Bildungssaison mit vielen interessanten Angeboten an Vorträgen und
Seminaren. Dreimal im Jahr gibt es eine digitale Mitgliederinfo, in der wir über alle Bildungs- und Verbandsaktivitäten informieren. Damit Sie immer auf dem Laufenden sind, melden Sie sich am besten in der Geschäftsstelle (Mail an: landfrauenverband@lfvs.de) und lassen sich auf den MailVerteiler setzen.


Im Rahmen des neuen Projektes„STARKE FRAUEN – STARKES LAND“ fand am 24. Oktober in Titisee die Auftaktveranstaltung „Glücksgriff Bauernhof“ statt. Mit viel Power und Empathie zeigt die Referentin den Frauen auf, wie der Bauernhof trotz aller Herausforderungen zum Glückgriff werden kann. Glück beginnt im Kopf, verdeutlichte die Referentin. Den eigenen Focus zu verändern und nicht in die Opferrolle zu verfallen, sondern Gestalter und Schöpfer des eigenen Lebens zu sein: anstelle ich muss / ich will. Dankbar sein für das, was ist und sich der eigenen Entscheidungsfreiheit immer wieder bewusst zu werden.


Im September wurde in Berlin erstmals eine bundesweite Studie zu Frauen in der Landwirtschaft vorgestellt. Sie liefert vertiefte Erkenntnisse, Zahlen und Fakten zur Situation der Lebens- und Arbeitssituation der Frauen auf deutschen Höfen. Ein Studienergebnis betrifft die Lebenszufriedenheit. Die befragten Frauen schätzen diese – trotz hoher Arbeitsbelastung und fehlender Planungssicherheit insgesamt als sehr hoch ein. Gründe hierfür sind, die eigenen Kinder auf dem Betrieb aufwachsen zu sehen, die ländliche Wohnlage sowie das Arbeiten in der Natur und mit Tieren. Natürlich gibt es auch Schwachstellen. Die soziale Absicherung der Frauen im Alter, besonders im Falle einer Scheidung oderTod des Partners gilt als unsicher. Vor allem auch, weil sich noch zu wenige über Verträge oder Testament absichern. Es gibt zwar zahlreiche Beratungsangebote, diese werden von Frauen aber noch ungenügend wahrgenommen.

Diesen Bildungsauftrag wollen wir aufgreifen und laden zu einer weiteren Veranstaltung im Rahmen des Projekts „STARKE FRAUEN – STARKES LAND“ am 2. März nach Freiburg-Tiengen ein. Zum Thema „Finanzielle Absicherung und Altersvorsorge für Bäuerinnen“ wird die Expertin Anne Dirksen von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen referieren. Merken Sie sich den Termin vor.

2023 finden wieder bundesweite Aktionstage statt. Unter dem Motto „Zukunft_Land – das Wir im Blick“, können von Februar bis Oktober wieder Aktionen angemeldet und Aktionspakete bestellt werden. Ziel ist es wieder, mit bunten Aktionen das große LandFrauennetzwerk sichtbar zu machen und ins Gespräch zu kommen. Mit viel Schwung und Zuversicht wollen wir ins neue Jahr starten und das LandFrauenleben weiter zum Blühen bringen.

Lassen Sie sich vom Advent- und Weihnachtszauber inspirieren. Er gibt uns Gelegenheit, sich auf all das Gute zu besinnen, das uns auf unserem Weg widerfährt, und dankbar dafür zu sein.

Im Namen des Präsidiums und der Geschäftsstelle wünsche ich Ihnen ein liebevolles Weihnachtsfest und für das neue Jahr Gottes Segen und viele strahlende, warme Stunden.

Ihre Rosa Karcher

Präsidentin desLandFrauenverbandes Südbaden

Geistlicher Impuls

Geistlicher Impuls Jahreshauptversammlung LandFrauen FR 6.11.22, FR-Tiengen

Liebe Landfrauen!

„Ein bisschen Frieden…“ Die Älteren von Ihnen werden sich noch an das Lied von Nicole erinnern, mit dem sie sich mit zarter Stimme und Gitarre in unsere Herzen und in den Sieg des Eurovision Song Contest 1982 sang. Es war damals wie heute eine Zeit, in der es intensiv um Frieden ging. Der Nato-Doppelbeschluss, die Aufrüstung mit Mittelstreckenraketen in Europa – und die Friedensbewegung mobilisierte Tausende, die auf die Straße gingen, mich eingeschlossen.

„Ein bisschen Frieden…“ Mir gefiel das Lied durchaus, aber ich dachte bereits damals: Darfs vielleicht ein bisschen mehr sein? Oder geht das überhaupt: Ein „bisschen“ Frieden? Ein „bisschen schwanger“ geht ja auch nicht. Aber vielleicht ist ja „ein bisschen“ mehr als gar nichts.

Heute an diesem Sonntag beginnt wieder die Friedensdekade. In ihr werden bis Buß- und Bettag in unseren Kirchen die Themen Krieg, Gewalt und vor allem Frieden intensiv in den Blick genommen. Das biblische Wort für diese Woche ist deshalb auch eine der Seligpreisungen aus der Bergpredigt Jesu in Mt 5:

Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Nicht nur in den Kirchen, in unserem ganzen Land wird zurzeit kontrovers diskutiert: Wie sollen wir uns im Krieg Russlands gegen die Ukraine verhalten? Ist es richtig, Waffen und Material, gar „schwere Waffen“, wie man oft hört, ohne dass das genau definiert wird, an die ukrainischen Soldaten zu liefern? Oder wäre es nicht besser, allein auf Diplomatie zu setzen und die Ukrainer zu gewaltlosem Widerstand zu ermuntern, getreu der Weisung Jesu: Wenn dir jemand auf die rechte Wange schlägt, dem biete auch die linke dar? Ist das nicht der bessere, der wahre Weg zum Frieden?

          Zuerst einmal: Ich bin mir nicht mehr so sicher, dass Jesus so einen radikalen und absoluten Verzicht auf Gewalt gepredigt hat. Die Bergpredigt ist zuerst einmal ein Wort an seine Anhänger und Anhängerinnen, an Einzelpersonen, und nicht an ein ganzes Volk. Sie ist Trost und Gewissheit für Menschen, die Unrecht und Verachtung in seiner Nachfolge erleben. Und sie öffnet die Augen für ein neues Denken und ein neues Verhalten: Wir müssen nicht immer die alten Wege gehen, wir können die Sachen auch neu, ganz anders sehen, wir können neue, bisher ungewohnte und auf den ersten Blick unlogische Methoden wählen – dabei aber eventuell bereit sein, Leid auf uns zu nehmen und Opfer zu bringen. Das muss aber jeder für sich entscheiden, es anderen aufzunötigen geht nicht, schon gar nicht, wenn man selbst in Sicherheit ist! Denn dass Menschen bereit sind, sich selbst zu verteidigen, ist Jesus nicht fremd: An mehreren Stellen der Bibel wird berichtet, dass einige seiner Jünger Schwerter mit sich führten – und zwar nicht nur, um damit Brot zu schneiden, sondern als Umherwandernde sich in Gefahr auch gegen zwei- und mehrbeinige Feinde verteidigen zu können.

          Und schließlich: Was ist eigentlich „Frieden“ – biblisch Schalom? Jedenfalls mehr als Waffenruhe und Ende der Kampfhandlungen. Jesajas große Friedensprophezeiungen werden wir bald in der Adventszeit wieder hören: Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander weiden, und ein kleiner Knabe wird sie leiten… (11,6). Friede nicht nur als Ende der Gewalt, sondern als Ausgleich, Gemeinschaft, Heil und Wohlergehen, Glück, Zufriedenheit und umfassende Gerechtigkeit für alle, selbst für die Tiere und die Pflanzen, für die gesamte Schöpfung. Und vor allem Nähe und Übereinstimmung mit Gott.

          Einen solchen Frieden können wir nicht selbst schaffen, der wird uns geschenkt von Gott. Aber wir können daran mitwirken, dass er unter uns anbricht. Das meint Jesus auch mit seiner Bergpredigt, nicht mehr und nicht weniger – unser menschliches Zutun, dass Friede werden kann. Das setzt aber voraus, dass wir weiterhin die Welt so sehen, wie sie ist: Voller Schönheit und menschlicher Nähe, voller Hoffnung – aber zugleich auch voller Konflikte, Probleme, menschlichem Leid und vielen ungelösten Fragen. Sie alle kennen die mannigfaltigen Krisen, die unsere Welt auch neben dem Ukrainekrieg zurzeit erschüttern. Die können wir nicht kleinreden, sondern müssen sie beherzt und verzichtsbereit angehen. Auf jeden Fall dürfen wir nicht das Leid der Menschen übersehen oder totschweigen – ob in der Ukraine oder anderswo in der Welt, verursacht durch Krieg, Gewalt, Ungerechtigkeit oder auch die Auswirkungen des Klimawandels. Wir müssen helfen, damit sie sich selbst helfen können – im Extremfall meines Erachtens leider auch mit Waffen zur Selbstverteidigung, auch wenn das unendlich schwerfällt. Ich bin mir bewusst, dass das andere anders sehen, das ist ein Dilemma, das wir aushalten müssen.

          Sie als Landfrauen wissen, was Helfen heißt. Sie haben das schon unzählige Male getan, was ich sehr bewundere, gerade auch jetzt wieder mit vielen tollen Ideen und Aktionen für die Menschen in der Ukraine! „Ein bisschen Frieden“ ist mir nach wie vor nicht genug. Aber wir dürfen darauf vertrauen: Wenn wir weltoffen, realistisch und mit dem mitfühlenden Blick für die anderen an unserer Welt und zu ihrem Wohl mitarbeiten wird unser Tun bei allen Meinungsverschiedenheiten gesegnet sein – und wir werden vielleicht und hoffentlich etwas von dem erleben, was den alten Propheten und auch Jesus vorschwebte, wenn sie vom Frieden sprachen. Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen. Das kann auf ganz unterschiedliche Weise geschehen, und ja, Gottes Kinder können sich auch irren. Aber wenn ihre Denken und Tun vom Streben nach Frieden geleitet ist, wird Gott an ihrer Seite sein.  Amen.

Landvolkpfarrer Peter Schock.